Prios neu ausrichten

Prios neu ausrichten

Jesus antwortete ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand.“ 
Matthäus 22, 37 HFA

Was für ein herausforderndes Gebot! Und dann ist es noch das höchste! 

Irgendwie habe ich mich aufgrund seiner scheinbaren Unerreichbarkeit viele Jahre davor gedrückt, mich intensiv damit auseinanderzusetzen. Ich bin ablenkbar wie ein kleines Äffchen – weit entfernt von der Absolutheit dieser Jesusworte. Das ist aber kein Grund sich davor zu drücken. 

Die Überschrift des Gebotes könnte lauten: Gott soll Zentrum unseres Lebens sein. Eine Art Kompass oder Vision, um uns an ihm auszurichten. Sei mal ganz ehrlich zu dir selbst: Welche Rolle spielt Gott in deinem Leben? Hat er die Hauptrolle, eine Nebenrolle, ist er Statist oder ein Gaststar, der ab und zu einen Cameo in deinem Leben hat? Das unterliegt wohl bei jedem von uns gewissen Wellenbewegungen – mal mehr, mal weniger. 

Aber wie sieht es bei dir jetzt gerade aus? Heute also? Wenn du gerne Diagramme erstellst, mach doch mal ein Kuchendiagramm. Mach einen Kreis und zeichne auf, wieviel Platz du Gott einräumst: zeitlich, im Denken, in deiner Leidenschaft, in den verschiedenen Bereichen deines Lebens … Du kannst das gerne mit verschiedenen Farben oder in Excel machen. 

Du sagst wohl eher nicht: Ich denke viel über Gott nach, es berührt mich aber nicht! Oder: Gott ist mir total wichtig; ich brenne für ihn! Aber ich habe in der letzten Woche keine Zeit für Gebet gehabt, weil mein Job mich so in Anspruch genommen hat.

Welche Priorität hat Gott in deinem Leben? Was kommt bei dir vor ihm? Dein Job, deine Frau, deine Geliebte, deine Kinder, deine junge Familie, dein Hobby, dein Sport, deine Leidenschaft für Musik, dein Garten, dein Häuschen, dein Zweitstudium, dein Fiffi, dein Fury, deine Mietzi, …? Ich, mich und mein? Anstatt des Kuchendiagramms kannst du gerne auch eine Prioritätenliste machen. Muss ja niemand sehen. Richtest du dich an dem obigen Gebot aus? Zumindest tendenziell?

Als eher nüchterner Mensch tue ich mich mit den Worten „Gott lieben“ schwer. Hey, ich habe schon nicht immer warme Gefühle für meine Frau und meine Kinder – geschweige denn für mich selbst. Wie soll ich das nur bei Gott empfinden, der nicht wirklich körperlich spürbar und greifbar ist? 

Vielleicht ist das auch nicht so gemeint. Es gibt Menschen, die Gott mit offenem Herzen begegnen können und tiefe Gefühle der Zuneigung erleben. Mir ist das nur ganz selten vergönnt. Seitdem ich durch eine Krise einen besseren Zugang zu meinem Herzen gefunden habe, ist es mir schon öfter möglich, von Gott berührt zu sein. Das tut gut und ist eine schöne Erfahrung.

Auf der anderen Seite kannst du das Lieben auch als bewusste Entscheidung betrachten. Eine Vernunftehe sozusagen. Ist zumindest ein Anfang. Ich entscheide mich jeden Tag neu, Gott die oberste Priorität einzuräumen; fülle mein Herz mit ihm. Ich will seinen Willen herausfinden und befolgen. Will mehr verstehen, wie und wer Gott ist und forsche in seinem Wort danach; entdecke seine Wahrheiten und Weisungen für mich und mein Leben. 

Ich recherchiere, bin neugierig und will lernen. Man könnte es mit dem Prozess vergleichen, wenn du dir etwas Neues, Begehrenswertes kaufen möchtest: Handy, Gitarre, E-Bike oder irgendwas anderes, auf das du total wild bist. Du beschäftigst dich intensiv damit, liest Testberichte, sprichst mit anderen darüber, befragst das Internet und probierst es aus. Dein Hirn liefert dir plötzlich lauter Hinweise. Möglicherweise kennst du das ja, wenn du dich z.B. für ein bestimmtes Auto interessierst: Plötzlich siehst du ständig gerade diese Marke rumfahren. Glaube mir, es sind nicht auf einmal mehr davon auf der Straße, sondern du nimmst sie durch den Prozess nur plötzlich bewusst wahr, weil du dich damit stark auseinandersetzt. 

Hast du das so oder so ähnlich schon einmal mit Gott gemacht? Wenn dich heute jemand bitten würde, eine Predigt, Andacht oder einen Blog über eine Erkenntnis über Gott oder die Bibel aus der letzten Woche zu schreiben, würde dir auf Anhieb etwas einfallen? Oder müsstest du dir etwas aus den Fingern saugen? Ja, damals, vor 5 Jahren, da war doch mal was, das könnte ich nehmen … Oder ich frage doch jemand anderen, vielleicht fällt dem ja was ein … 

Was in deinem Herzen ist, quillt aus deinem Mund heraus (Matthäus 12,34-35). Wenn jemand ständig über die attraktive Frau in seinem Umfeld spricht, dann weißt du auch, was sein Herz füllt. Wenn jemand unablässig betont, was noch alles im und am Haus zu schaffen ist, darfst du dreimal raten, was seine Herzenspriorität ist. Das Gleiche gilt für dein Chorprojekt, die Angebetete, der nächste Urlaub, Kinder, Haustiere, … 

Ich kann mich mit manchen Menschen nur über ihren Job unterhalten. Und was kommt so aus deinem Mund heraus? Wovon willst du erzählen? Was willst du anderen mitteilen? Da bekommst du schon eine gute Vorstellung, was aus deinem Herzen quillt. Was würdest du am liebsten tun, wenn du ein paar Millionen im Lotto gewinnen würdest und nicht mehr arbeiten müsstest? Welchen Traum würdest du verwirklichen? Wo zieht es deine Seele hin? Auf die Finca auf Mallorca? Endlich mal die Weltreise machen oder doch eher Geschichte studieren? Wonach sehnst du dich? Wem oder was würdest du dich gerne mit aller Hingabe widmen? 

Viele Wünsche sind durchaus ehrbar; und Gott will dir das sicher nicht verwehren. Wenn du sie aber über ihn stellst, befolgst du nicht sein Gebot. Fang an, ihn einzubeziehen. Sag ihm deinen Herzenswunsch. Herr, ich würde so gerne mit einem VW-Käfer durch Asien fahren. Mir ist aber wichtiger, was du für mich möchtest. Lässt sich mein Wunsch mit deinem Plan für mich verbinden? Oder hast du etwas ganz anderes vor? Hier bin ich und möchte dir gehorchen. Ich möchte dein Diener sein. Ich glaube, dieses Gebet kann man jederzeit sprechen. Auch wenn du nicht im Lotto gewonnen hast. 

Wenn du dir deine Prioritäten bewusst gemacht hast und Gott nicht auf Nr. 1 deiner Liste steht (was sehr wahrscheinlich ist), fang an, Jesus in den Mittelpunkt deines Lebens zu stellen. Damit rückst du es wieder zurecht. Das heißt nicht, dass du keinen Spaß mehr haben wirst. Gott hat dich so gemacht, wie du bist – mit all deinen Sehnsüchten und Wünschen. Er hat sich dabei was gedacht. Vielleicht ist das ja die Initialzündung für eine positive Veränderung in deinem Leben, und Gott nutzt diese. Er möchte aber Chef bleiben und sich nicht deinen Sehnsüchten und Träumen unterordnen. 

Ich wollte zum Beispiel schon immer schreiben. Hatte so einige Ideen und habe auch schon damit angefangen, ohne weit zu kommen. Gott hat mir aufs Herz gelegt, diese Worte zu schreiben – für dich, wer auch immer du bist. Plötzlich habe ich die Energie und die Ausdauer. Es fällt mir nicht schwer. Es ist kein Kampf. Er segnet es. Keine Ahnung, warum ich das alles schreibe. Aber ich vertraue auf ihn. Ich habe mit 46 Jahren angefangen Gitarre zu spielen. Wollte ich schon immer tun. Warum erst jetzt? Weil ich mich jetzt dadurch selbst beim Lobpreis begleiten kann. Es hört sich nicht immer schön und rund an, doch es reicht für mich; und Gott ist hart im Nehmen.

Du siehst, deine Träume müssen nicht Gottes Weg für dich widersprechen. Es passiert etwas Wunderbares und Lebensspendendes, wenn du deine Träume und Sehnsüchte an ihm ausrichtest. Frag ihn, was er für dich möchte. Glaube mir, wenn du seinen gesegneten Weg gehst, den er für dich vorgesehen hat, dann wird es viel einfacher. Verändere deine Priorität. Stell Jesus ins Zentrum. Mach ihn zur Nr. 1!

Es ist eigentlich auch logisch: Wenn ich seine Gebote befolgen will, dann sollte ich auf jeden Fall als erstes das höchste Gebot befolgen. Daraus folgt zwangsläufig, dass mir die anderen Gebote auch ans Herz wachsen und mir wichtig werden. Beschäftige dich mit ihm und seinem Wort. Nimm dir Zeit und hör auf seinen Willen für dein Leben. Das ist eine bewusste Entscheidung und hat erst einmal nichts mit Gefühlen zu tun. Ich verspreche dir, dann wird vieles leichter. Du musst nicht mehr soviel kämpfen. Du bekommst mehr Orientierung für dein Leben. Es gelingen dir Dinge, die dir bisher nicht möglich erschienen. Wie es in einem Liedtext der Outbreakband heißt: „Ich will frei sein, das zu tun, was dir gebührt.“ 

Beschäftige deinen Verstand mit Gott. Richte deine Hingabe und Sehnsüchte an ihm aus. Dein Herz wird mehr und mehr mit Gott gefüllt. Du beschäftigst dich plötzlich mit ganz anderen Dingen und sprichst auch ganz anders. Dann kannst du auch deinem Herzen mehr vertrauen.