Manna, Manna

Manna, Manna

Da sprach der Herr zu Mose: „Du wirst sehen: Ich lasse Brot vom Himmel für euch regnen! Die Israeliten sollen morgens losgehen und so viel einsammeln, wie sie für den Tag brauchen, mehr nicht. Denn ich will sie auf die Probe stellen und herausfinden, ob sie mir gehorchen. Aber am sechsten Tag sollen sie doppelt so viel einsammeln wie sonst, um es für sich zuzubereiten.“
2. Mose 16,4-5 HFA

Sucht die Nähe Gottes, dann wird er euch nahe sein. 
Jakobus 4,8

Wenn ich „Manna“ höre, kommt mir zuerst das etwas schräge Lied: „Mana mana, badipidipi …“ in den Sinn, das ich als Kind in der Muppet Show gehört habe. Das ist aber nicht gemeint. Du kennst jedoch sicherlich auch das Manna aus der Bibel. 1. Mose 16 berichtet darüber, wie Gott das Volk Israel in seiner 40-jährigen Wüstenwanderung ernährt hat. Neben Schwärmen von Wachteln ließ Gott jeden Morgen Manna erscheinen. Jeder sollte soviel sammeln, wie er und seine Familie an einem Tag essen wollten. Außer am 6. Tag, da sollte das Doppelte gesammelt werden, also auch die Ration für den kommenden Ruhetag, der für Gott reserviert war. Am 7. Tag gab es kein Manna.

Und wenn die Nazis im ersten Teil von Indiana Jones die Bibel gelesen hätten, dann hätten sie gewusst, dass in der Lade ein Krug mit Manna drin gewesen wäre, außerdem die 10 Gebote auf zwei Steintafeln und Aarons grünender Stab. Da hätten sie sich einige Mühe erspart. 

Wir wandern nicht jeden Tag durch die Wüste, und unser Kühlschrank ist voll; was hat das also mit uns zu tun? Dieses Manna war ein wundersames Zeug. Es war nur einen Tag haltbar; und wenn man es länger aufbewahren wollte, wurde es schimmelig und mit Würmern durchsetzt. Ein passendes Bild für uns heute. Wir brauchen unser tägliches geistliches Manna. Länger hält es nicht. Wir können nicht auf Vorrat Zeit mit Gott verbringen. Sie ist nicht konservierbar. Wir können sonntags nicht den ganzen Stille-Zeit-mit-Gott-Vorratspack auffüllen, so dass es für die Woche reicht. Das funktioniert nicht. Wir verlieren zwangsläufig den Kontakt mit ihm. 

Es ist notwendig, täglich an die Quelle des Lebens zu kommen, weil wir wohl eine geringe geistliche Speicherkapazität haben. Vielleicht kennst du das ja auch: Du hast gestern ein tolles Erlebnis mit Gott gehabt, bist erfüllt gewesen und hast dich ihm sehr nahe gefühlt. Doch am nächsten Tag kannst du das nicht mehr richtig abrufen. Es fühlt sich nur noch wie ein Echo oder ein Schatten des Erlebten an. Man könnte es geistliche Demenz nennen. Eine Nachtruhe reicht aus, und es ist irgendwie weg.

Ich kann mir vorstellen, dass tägliches Mannaessen etwas eintönig war. So geht es mir mit meiner Zeit mit Gott auch immer wieder. An manchen Tagen muss ich mich wirklich aufraffen, um mir diese Zeit zu nehmen. Wie gerne würde ich weiterschlafen oder finde gerade irgendwie keinen Zugang zu seinem Wort. Ich bin überzeugt, dass es ein paar findige Israeliten/innen gab, die Manna in unterschiedlichsten Variationen zubereitet haben, um der Eintönigkeit zu entfliehen. 

Wenn deine tägliche Zeit mit Gott zu fade erscheint und sich mit Durchhalten nichts ändert, bitte ihn doch einfach, dir neue Ideen für die gemeinsame Zeit zu schenken. Er weiß, was für dich funktioniert und vielleicht gerade dran ist (unser Lieblingsessen schmeckt uns auch nicht jeden Tag). Das kann z.B. ein täglicher Bibelleseplan sein. Du kannst Worship-Songs singen oder tanzend und jubelnd Gott preisen. Ich empfehle dir dann aber, das in deinem stillen Kämmerlein zu machen; es könnte für die Nachbarn oder deine Familie etwas verstörend sein. Vor allem, wenn du es leicht bekleidet wie David machst (2. Samuel 6,14). 

Mach einen Gebetsspaziergang mit deinem Hund, deiner Katze oder deinem Meerschweinchen. Setzt dich auf die Terrasse. Schau dir eine Onlinepredigt an. Hör einen Podcast – also einen christlichen. Wühle dich in ein bestimmtes biblisches Thema hinein. Sei einfach still in Gottes Gegenwart und hör auf ihn (vgl. Psalm 37,7). Wenn du das kannst, ist das eine tolle Erfahrung. Öffne dich, hör, was Gott dir zu sagen hat. Lass dich von anderen inspirieren. Wie verbringen sie Zeit mit ihm? Bete: dein Wille geschehe, ich will dein Diener sein. 

Du kannst dein geistliches Manna zubereiten, wie es gerade passt und wie Gott es dir schenkt. Es gibt unzählige Möglichkeiten – bunt und zahlreich, wie er uns geschaffen hat. Wichtig ist, dass du dranbleibst. Du brauchst dieses Manna! Nicht umsonst beten wir auch: Unser tägliches Brot gib uns heute. Da sind nicht nur unsere körperlichen Bedürfnisse gemeint, sondern auch unsere geistlichen.

Die tägliche Zeit mit Gott sollte für dich nicht verhandelbar sein. Das „Manna“ lässt sich nicht einfrieren oder anders haltbar machen. Jeder Israelit sammelte soviel davon ein, wie er für seine Familie benötigte (vgl. 1. Mose 16,18). Qualitative und regelmäßige Begegnung mit Jesus nährt auch deine Familie. Unterschätze diese positive Auswirkung nicht. 

Manna soll deinen Hunger stillen und dich sättigen. Das kann manchmal mehr und intensiver sein und manchmal etwas weniger. 

Gott zu begegnen, erfordert Raum, Zeit und Stille. Der Heilige Geist ist sehr sanft und spricht oft leise – vielleicht damit wir besser hinhören. Zur Ruhe kommen, vor Gott treten, sich ganz auf ihn einlassen, das geht nicht im Schweinsgalopp. Unsere Seele braucht ihre Zeit. Sie kommt mit dem Turbo der Welt nicht gut klar. Beschenk dich selbst am Morgen damit und genieße dein nährendes geistliches Manna. Das ist auf jeden Fall besser als YouTube-Videos anzuschauen; es sei denn, es ist eine gute Online-Predigt.

Schwierig an sich ist es vor allem, solange wir die Zeit mit Gott als ein Müssen oder Sollen betrachten. Wir selbst profitieren enorm davon, wenn wir seine Nähe suchen, denn dann wird er uns nahe sein (vgl. Jakobus 4,8a). Er hat alles, was wir brauchen. Du fragst dich wahrscheinlich auch nicht, wie oft du trinken musst, sondern du tust es einfach, weil du Durst hast. Das ist an manchen Tagen häufiger und an manchen Tagen weniger oft. 

Deshalb gehe ich sogar noch einen Schritt weiter. Einmal am Tag Zeit mit Gott zu verbringen, ist erst der Anfang deiner geistlichen Beziehung mit ihm – das erste Ziel, das es für dich zu erreichen gilt. Es erfordert Disziplin und Struktur, um diesen wichtigen Schritt einzuüben und einzuhalten. Den Großteil meines geistlichen Lebens habe ich Menschen bewundert, die jeden Morgen früh aufstehen und Zeit mit Gott verbringen. Mir ist das über viele Jahre nur wenige Male gelungen. Das waren dann meine Sternstunden. Am ehesten hatte ich einen kurzen „Jesus-to-go“ am Morgen. Die Losung auf dem Klo lesen und ein Vaterunser mit kurzen Tagesbitten beten, manchmal auch erst bei der Autofahrt ins Büro. Besser als eine „Gosch (Mund) voll Reisnägel“ – wie man in meiner Heimat sagt, aber irgendwie zu wenig Raum für die Beziehungspflege mit Jesus.

Mittlerweile schaffe ich es tatsächlich schon seit Jahren, jeden Morgen eine Stunde Zeit mit Gott zu verbringen, in der Bibel zu lesen und zu beten. Es ist das Erste am Tag, das ich mache, und es tut mir unglaublich gut. Es ist besser als eine erfrischende Dusche. Nach dieser Zeit fällt es mir am leichtesten, liebevoll zu meinen Kindern zu sein. 

Gott weckt mich. Ich benutze keinen Wecker. Natürlich ist es meistens ein reiner Willensakt, mich aufzuraffen. Ich bereue es aber nie. Ich war nie ein Frühaufsteher und dachte eher: Der frühe Vogel kann mich mal! Aber selbst, wenn du ein Langschläfer bist, kannst du deinen Tag auch um 10 Uhr mit Gott starten oder um 15 Uhr, wenn du ein feierfreudiger Student bist. 

Ich stelle bei mir fest, dass die Zeit mit Gott am Morgen meinen geistlichen Akku nicht für einen ganzen Tag auflädt. Je nachdem wie stressig es ist, geht mir spätestens am Mittag die Luft aus. Ich lebe wieder vor mich hin und habe keinen wirklichen Kontakt zu ihm. Das merke ich dann ganz häufig an meinen Verhalten. Die Früchte des Geistes werden immer dürftiger. 

Die Priester in der Stiftshütte brachten Gott morgens und abends ein Speiseopfer dar. Das gefiel dem Herrn (vgl. 3. Mose 6,13-14). Da Jesus uns zu Priestern gemacht hat (vgl. Offenbarung 1,6), gilt dieses geistliche Prinzip, sich morgens und abends auf Gott auszurichten, auch für uns. Unsere Gebete als „Opfer“ darbringen, das gefällt Gott. Ein Vorbild für mich ist Daniel. Er betete dreimal am Tag (vgl. Daniel 6,11) – morgens, mittags und abends – koste es, was es wolle. Ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist schon eher ein Rhythmus, der zur beschränkten Leistung meines geistlichen Akkus passt; und ich versuche, das in meinen Alltag zu integrieren. 

Eine Zeit lang habe ich mit der Gebetsweckeridee von Dr. Arne Elsen experimentiert. Er schlägt vor, dass man einen Timer auf einen zehnminütigen Rhythmus einstellt, der einen ans Gebet erinnert. Das kann im beruflichen Alltag allerdings ziemlich stressig werden, und ich bin grandios daran gescheitert. 

Vor kurzem habe ich die Idee wieder aufgegriffen, mich aber an der Zeiteinteilung der Mönche orientiert. Dort läutet einmal in der Stunde eine Glocke, und alle halten in ihrer Arbeit inne, um sich auf Gott zu besinnen. Das ist ein Rhythmus, der besser zu mir passt. Ich bete dann kurz, richte mich wieder auf Gott aus, danke ihm (es gibt viel zu danken) und blicke gemeinsam mit Gott auf die nächste Stunde. So kann ich es halten, wie im Psalm 105,4: „Fragt nach Jahwe und seiner Macht, sucht seine Nähe zu aller Zeit!“ 

Durch diese geistliche Übung gelingt es mir, besser in Verbindung mit Jesus zu bleiben. Ihn in meinem Alltag nicht aus dem Blick zu verlieren, das beruhigt mich ungemein, erdet mich und schafft inneren Frieden. Gerade dann, wenn es schwierig ist und drunter und drüber geht. 

In der Zeit am Morgen trete ich in Kommunikation mit Jesus. Er spricht zu mir durch sein Wort und durch unzählige Impulse. Er hat mir viel zu sagen. Manchmal kann ich es mental kaum fassen. Im Gebet bringe ich alles vor ihn und lasse mich auch vom Heiligen Geist führen. Ich mache die Erfahrung wie David: „Herr, schon früh am Morgen hörst du mein Rufen. In aller Frühe bringe ich meine Bitten vor dich und warte sehnsüchtig auf deine Antwort“ (Psalm 5,4). Diese Haltung des ungeduldigen Wartens begleitet mich in den Tag. 

Wir sind wie ein Smartphone mit schlechtem Akku. Es benötigt ein häufiges Aufladen am Stromnetz. Wir brauchen die Verbindung mit Gott so oft wie möglich, intensiv und exklusiv. Am besten bis es zu einer Haltung wird. Wir leben die Verbindung. Es wird eine Selbstverständlichkeit wie das Atmen. Mach dir aber keine Sorgen, soweit bin ich definitiv auch noch nicht; und ich kenne auch niemanden, bei dem das so wäre. Aber man braucht ja schließlich eine Vision. Je stärker du in Verbindung mit Jesus bist, desto mehr Gutes kann von ihm zu dir fließen. Und wir alle können mehr von seinem Segen in unserem Leben dringend gebrauchen.