Lichtbringer

Lichtbringer

Ihr seid das Licht der Welt.
(Matthäus 5,14a)

Gott ist nicht nur unser Vater, er ist auch der Vater des Lichts (vgl. Jakobus 1,17). Gott ist Licht. In ihm gibt es keine Finsternis“ (1. Johannes 1,5b). Wo er ist, kann es nicht dunkel sein, er ist die Abwesenheit von Dunkelheit. Wenn er irgendwann bei uns ist, „wird es keine Nacht mehr geben und man braucht weder Lampen noch das Licht der Sonne. Er wird unser Licht sein“ (Offenbarung 22,5). Wir müssen nie wieder Angst vor der finsteren Nacht haben. 

Diese Furcht ist sehr ursprünglich, sozusagen unsere Ur-Angst. Kinder brauchen häufig sehr lange, um sie niederzukämpfen. Wenn ich nachts einen üblen Traum habe oder mich ein Geräusch aus dem Schlaf geschreckt hat, mache ich häufig instinktiv das Licht an. Ich kann es gar nicht gebrauchen, wenn mein Schlafzimmer stockfinster ist – ich sehe gerne etwas, wenn ich aufwache

An meine eigene Angst vor dem Dunkeln als Kind kann ich mich noch gut erinnern. Vor dem Einschlafen, wenn die Sinne noch sehr wach waren, erschien mir der Schlagschatten hinter meiner halbgeöffneten Zimmertür besonders bedrohlich. Ich hatte immer das Gefühl, dass mich von dort etwas oder jemand beobachtet. Oder noch schlimmer – unser Keller. Es war für mich ein Graus, Sprudel aus dem Keller holen zu müssen. Ich schauderte, wenn ich die Kellertür öffnete und in die gähnende Dunkelheit blickte. Das Kellerlicht vertrieb die Finsternis, doch es blieben die Schatten und die gähnend-schwarzen Löcher der offenen Kellertüren die mich drohend und lauernd anstarrten. 

Manchmal beschleicht mich auch heute noch dieses Gefühl – vor allem wenn ich etwas Gruseliges gelesen, gesehen oder gar selbst geschrieben habe, was vor dem Schlafgehen nicht empfehlenswert ist. Bei meinen Kindern beobachte ich die gleichen Ängste. Es fühlte sich für mich auch befremdlich an, als in meinem Heimatort aus Kostenspargründen nachts die Laternen ausgeschaltet wurden. 

Welche Energie und Dynamik wir Menschen in der Adventszeit entfalten, um Licht in die kalten Dezembernächte zu bekommen. Überall wo wir hinkommen bringen wir Licht mit – Zivilisation bedeutet Licht. Feuer ist ein Sinnbild für den ersten Schritt in diese Richtung, es gab den ersten Menschen Sicherheit und Schutz vor den Feinden der Nacht. Wer sich heimlich im Dunkeln bewegt und das Licht meidet, führt häufig nichts Gutes im Sinn, will unerkannt bleiben. Es gibt keinen Grusel- oder Horrorfilm, der ohne das Element der Dunkelheit auskommt und nur am helllichten Tag spielt. Die schlimmen Sachen passieren in der Finsternis – im Keller, im Verlies oder im dunklen Wald. 

Der Teufel liebt die Dunkelheit, denn sie ist mit unseren ursprünglichsten Ängsten verbunden. Gott hat uns das Licht gebracht„Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht“ (1. Mose 1,3). Damit hat alles begonnen. Gottes Urknall geschah nicht dadurch, dass seine fummelnden Hände im Dunkeln verzweifelt versuchten ein Streichholz zu entzünden; nein: Er sprach und es geschah. Das nenne ich Understatement und Würde, und es zeigt uns, wie machtvoll Worte sind. Gottes Wort bringt Licht und auch unsere Worte können Licht bringen (das hängt natürlich von den Worten ab). 

Das ist übrigens auch unser Job, unsere Berufung: Du und ich, wir sollen Lichtbringer sein: Unser Licht soll vor allen Menschen leuchten (vgl.  Matthäus 5,16) – möglichst weit oben und für alle sichtbar. „Als untadelige Kinder sollen wir wie Himmelslichter mitten unter den verdrehten und verdorbenen Menschen dieser Welt leuchten“ (Philipper 2,15b). „Steh auf, werde Licht! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des HERRN ist über dir aufgegangen“ (Jesaja 60,1 ELB). 

Gott ist der Lichterfinder, wer ihn sucht findet das Licht: „HERR, du machst die Finsternis um mich hell, du gibst mir strahlendes Licht“ (Psalm 18,29). Sein Wort ist wie ein MagLite: „Dein Wort ist wie ein Licht in der Nacht, das meinen Weg erleuchtet“ (Psalm 119,105 HFA).

Seit Adam und Eva wenden sich die Menschen immer wieder der Finsternis zu: „Ihr Leben ist finster wie die Nacht, im Dunkeln tappen sie umher; und wenn sie fallen, wissen sie nicht einmal, worüber sie gestolpert sind. Wer aber Gott gehorcht, dessen Leben gleicht einem Sonnenaufgang: Es wird heller und heller, bis es lichter Tag geworden ist“ (Sprüche 4,18-19). 

Die Bibel sagt sogar, dass wir die Finsternis lieben, jedenfalls mehr als das Licht (vgl. Johannes 3,19). Und seien wir mal ehrlich, sie übt zumindest eine gewisse Faszination auf uns aus. Warum schauen wir Horrorfilme und ziehen uns irgendwelche Grausamkeiten rein, ohne abzuschalten. Einerseits sind wir abgestoßen und andererseits wiederum fasziniert, das ist wohl ein Aspekt der Versuchung. Ich frage mich manchmal, wie es wohl im Herzen, in den Gedanken und in der Seele eines Menschen aussieht, der einen Großteil seiner Lebenszeit darauf verwendet, sich solche Geschichten auszudenken, Drehbücher zu schreiben und das alles noch möglichst lebensecht darzustellen?  

„Und so vollzieht sich das Urteil: Das Licht ist in die Welt gekommen, aber die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht. Denn was sie taten, war böse. Wer Böses tut, scheut das Licht und bleibt lieber im Dunkeln, damit niemand ihm seine Taten nachweisen kann. Wer aber die Wahrheit Gottes liebt und das tut, was er will, der tritt ins Licht! Dann zeigt sich: Gott selbst bestimmt das Handeln dieses Menschen“ (Johannes 3,19-21 HFA). 

Jesus ist der ultimative Lichtbringer, angekündigt durch einen hell leuchtenden Stern. Er hat die alles verschlingende Dunkelheit für immer besiegt. Die letzten Worte von Jesus waren: „Es ist vollbracht!“(Johannes 19,29); und sie sind wohl genauso bedeutend und mächtig, wie die ersten Worte Gottes in der Bibel. Er hätte genauso sagen können: „Es werde Licht!“, weil er dadurch eine neue Schöpfung begonnen hat – etwas Neues ist entstanden. „Denn so wie Gott einmal befahl: ‚Licht soll aus der Dunkelheit hervorbrechen!‘, so hat sein Licht auch unsere Herzen erhellt. Jetzt erkennen wir klar, dass uns in Jesus Christus Gottes Herrlichkeit entgegenstrahlt“ (2. Korinther 4,6).

Gott hat durch den Opfertod Jesu in das Herz eines jeden Menschen: „Es werde Licht!“ gesprochen. Jesus hat alle Dunkelheit der Welt auf sich geladen, die vergangene, gegenwärtige und zukünftige, und das, obwohl er der einzige vollkommene und unschuldige Mann in der Menschheitsgeschichte war. Er musste nicht nur körperliche Qualen und Schmerzen ertragen, sondern auch erleiden, dass seine Verbindung zum Vater in diesem Moment nicht möglich war. Er war ganz allein mit unserer Schuld. Deshalb sagt Jesus: „Ich bin das Licht für die Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Dunkelheit umherirren, sondern er hat das Licht, das ihn zum Leben führt“ (Johannes 8,12 HFA). 

„Ihr habt wirklich allen Grund, Gott, dem Vater, voll Freude dafür zu danken, denn er hat euch zu seinen rechtmäßigen Erben gemacht. Zusammen mit allen, die zu ihm gehören, dürft ihr einmal bei ihm sein, in seinem Reich des Lichts. Er hat uns aus der Gewalt der Finsternis befreit, und nun leben wir unter der Herrschaft seines geliebten Sohnes Jesus Christus. Durch ihn sind wir erlöst, unsere Sünden sind vergeben“(Kolosser 1,12-14). Die größte Befreiungsaktion der Menschheitsgeschichte ist vollbracht. 

Jetzt kommen wir ins Spiel! Gott hat das Licht erfunden, Jesus hat es in der Welt entzündet, und wir sollen es weitertragen. Wir sollen seine Lichtbringer sein! Nicht weil wir selber so tolle helle Leuchten sind – eher im Gegenteil –, doch wir sind Lichtreflektoren, Feuerentfacher und Zielmarkierer. 

Wie hoch ist dein Jesus-Albedo? Eher wie bei Schnee oder wie bei Asphalt? Und was ist ein Jesus-Albedo? Albedo ist das Maß für das Rückstrahlvermögen von diffus reflektierenden, also nicht selbst leuchtenden Oberflächen. Wir sind alle „nicht selbst leuchtende Oberflächen“, damit ist wissenschaftlich bewiesen, dass wir keine Leuchten sind. Unser Jesus-Albedo zeigt nun, wie stark wir Jesus in unserem Leben und Handeln für andere sichtbar reflektieren, denn dadurch werden wir ebenfalls Licht und können unserer Berufung folgen. 

Wie reflektieren wir nun das Licht von Jesus? Wie so oft, geschieht das auf vielen Ebenen. Wo Gottes Licht erscheint, werden verborgene Dinge offenbar, das ist nicht immer angenehm, und wir haben kein großes Interesse daran, dass dies passiert. Alle Stellen an uns, die das Licht schlucken, meiden und nicht reflektieren werden sichtbar und Stück für Stück von Jesus behandelt, gepflegt oder auch entfernt, damit wir letztendlich mehr Reflexionsfläche bieten. 

Hast du dunkle Geheimnisse? Bereiche, die du möglichst schön im Dunkeln oder zumindest im Halbschatten belässt? Darunter fallen alle Süchte und gut verborgenen Sünden. Bring sie ans Licht und mach sie offenbar. Bitte Gott, dir die Dinge zu zeigen, die du gar nicht wahrnimmst: Das sind nicht nur dunkle, sondern auch blinde Flecken. Glaube mir, es sind bestimmt nicht wenige, weil sich der Großteil von ihnen im Unterbewusstsein abspielt. Aber auch unterbewusste Sünden sind Sünden und vermindern dein Rückstrahlvermögen. 

Nicht umsonst bittet David in Psalm 139,23-24: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz! Prüf mich und erkenne meine Gedanken! Sieh, ob ein gottloser Weg mich verführt, und leite mich auf dem ewigen Weg!“ Sogar David hat sich da nicht selbst herangetraut. (Ich habe einmal den Tipp gehört, dass man sich diese Verse an seinen Spiegel kleben soll.) 

Anzeichen für die dunklen Flecken sind Furcht, Sorge, Bitterkeit, Unzufriedenheit, Neid, Habgier und Unversöhntes. In Matthäus 6,22-23 (HFA) steht, dass solche Dinge das Licht trüben, und zu viel davon kann das Licht in deinem Inneren erlöschen lassen. Um dein Jesus-Albedo zu verbessern, musst du den Heiligen Geist tief in deiner Seele graben lassen; eine aufgehübschte Fassade hilft dir da nicht weiter. Sein Licht soll in alle Bereiche unseres Lebens leuchten, gerade in die, in denen wir nur zu gern selbst Herr sein wollen. Du weißt wahrscheinlich ziemlich genau, was ich meine! Gute Brüder im Glauben können dich dabei in liebevoller Ehrlichkeit unterstützen. Aber auch hier musst du den Mut haben zu fragen. 

Eine Möglichkeit unser Jesus-Albedo zu erhöhen, ist also unsere Reflexionsfläche zu verbessern. Dir nützt aber die größte Reflexionsfläche nichts, wenn du dich nicht zur Lichtquelle hin ausrichtest, wenn du keine Powerconnection zu Jesus hast und ihm nicht mehrmals täglich „ins Antlitz blickst“. Mose hat auch geleuchtet, als er vom Berg Horeb herabgestiegen ist und verhüllte sogar sein Gesicht, damit sich die Israeliten nicht erschreckten (vgl. 2. Mose 34,29ff). Ist ja auch logisch, er hatte längere Zeit in der unmittelbaren Gegenwart Gottes verbracht. (Wenn du nach deiner Stillen Zeit anfangen solltest zu leuchten, mach dir keine Sorgen, dann hast du alles richtig gemacht. Wäre auch praktisch, dann könntest du im Dunkeln ohne Lampe Bibel lesen.)

Ich fände es toll, wenn ich ein Jesus-Abedometer hätte, das die Stärke meiner Verbindung zu Jesus messbar oder gar sichtbar machen würde. Dann könnte mein Glaubensbruder sagen: Hey Thomas, es ist mal wieder Zeit, Jesus ins Gesicht zu schauen und etwas Licht aufzutanken. 

Ohne Verbindung zu Jesus können wir nicht leuchten – ein Mann mit schwacher Jesusverbindung ist keine helle Leuchte. Indem wir gehorsam sind und Gottes Willen tun, geben wir dem Heiligen Geist Raum in unserem Leben; das ist mit der Jesusverbindung gekoppelt – es bedingt sich gegenseitig. Der Heilige Geist ist im Prinzip die Verbindung. Er ist wie ein Reflexionsflächenverstärker; durch ihn kommt etwas Machtvolles in uns zum Schwingen. Wenn wir uns der Dunkelheit zuwenden, begrenzen wir den Raum für den Heiligen Geist. 

Entfache die Leidenschaft und das Feuer für Jesus Christus neu in dir, dann fangen deine geistlichen Kronleuchter wieder an zu leuchten, so wie die Weihnachtsbeleuchtung in einem amerikanischen Vorstadthäuschen. Tim Taylor wäre stolz auf dich!

„Wenn wir also behaupten, dass wir zu Gott gehören, und dennoch in der Finsternis leben, dann lügen wir und widersprechen mit unserem Leben der Wahrheit“ (1. Johannes 1,6). Beides gleichzeitig geht nicht. „Weil ihr mit dem Herrn verbunden seid, seid ihr im Licht. Darum lebt nun auch wie Menschen, die zum Licht gehören!“ (Epheser 5,8). „Denn euer Leben soll hell und makellos sein. Dann werdet ihr als Gottes vorbildliche Kinder mitten in dieser verdorbenen und dunklen Welt leuchten wie Sterne in der Nacht“ (Philipper 2,15). In einer anderen Übersetzung heißt es: Leuchtet wie die Himmelslichter. 

Licht zu sein bedeutet Gutes zu tun und nach Gottes Geboten zu leben, dann kommt Bewegung in unsere Reflexionsfläche. Im besten Fall leuchten wir wie eine Diskokugel – sind Strobolicht-Christen und nicht nur eine schwach flackernde Kerze. Nicht weil wir so toll sind, sondern weil wir Jesus so toll widerspiegeln. Er wird in unserem Leben sichtbar und die Menschen erkennen, dass wir anders sind, genau das wollen sie dann auch haben. Dadurch sind wir die besten Zeugen und geben Gott mit unserem Leben die Ehre. Manchmal denken Menschen von mir wahrscheinlich leider eher: Was für ein Arsch! Ein Arsch hat ein mieses Jesus-Albedo – er reflektiert null, stinkt nur und erregt Anstoß. Dann doch lieber die Diskokugel – Jesus arbeitet daran … 

Wir haben aber noch mehr Möglichkeiten: Wir können Licht gezielt in die tiefste Dunkelheit senden, an Orte, an die wir sonst niemals hingelangen und auch nicht hinwollen – durch unsere Gebete; sie sind Lichttransporter. Sie bringen das Licht überall hin. Kein Gebet ist umsonst! Wieviel Leid ist wohl schon aufgrund von Gebeten abgewendet oder abgemildert worden? Wenn du betest, bist du Lichtbringer, du kannst in jede Region der Welt vordringen und jedes Herz berühren. Es gibt keine Grenzen, kein Tyrann oder Diktator kann dich daran hindern. Mit Gebeten erreichst du die Unerreichbaren und sprengst die Dimension von Raum und Zeit. Sie bringen Licht in die Zukunft, öffnen Kanäle zu Gott, verbinden die Herzen, den Willen, die Seele, den Schmerz und die Trauer mit Gott. Durch dein Gebet berührt Gott jeden Menschen.

Wo nimmst du Dunkelheit in deinem Umfeld wahr? Die Lästereien im Büro; das Kind deines Bekannten, dem es gar nicht gut geht; den abweisenden Nachbarn, der so verschlossen ist; deinen Bruder, mit dem du schon lange nicht mehr geredet hast; dein Lieblingsfeind oder all die schrecklichen Dinge, die wir in den Medien sehen und die uns so hilflos machen. Verdränge das bitte nicht weiter, weil du dir sagst, du kannst doch sowieso nichts tun. Fang an dafür zu beten! Bete für all die unbekannten Gesichter im Fernsehen, für hartherzige Staatsoberhäupter und leidende Kinder. Dein Gebet kommt dort an und bringt Licht in die Situation. Du wirst meistens nicht erfahren wie, doch ich garantiere dir, es hat eine Wirkung. Gebet verändert Herzen, tröstet, heilt Wunden, schenkt Hoffnung und löst Wunder aus. Sprich den Namen Jesu über jede Finsternis aus, die dir begegnet, bei manchen Menschen und in bestimmten Situationen ist sie richtig spürbar. 

Er ist das Licht der Welt, und wo er ist, da kann keine Finsternis sein. Gebete sind Lichtpfeile, die ihr Ziel immer treffen. Verschieße soviele davon, wie du kannst, denn dein Köcher wird niemals leer. Werde durch dein Gebet der Gamechanger – werde zum Lichtbringer.