Fang endlich an zu beten!

Fang endlich an zu beten!

Der Herr ist denen nahe, die zu ihm beten und es ehrlich meinen.
Psalm 145,18 HFA

Die Grundlage für eine stabile und lebendige Verbindung zu Jesus ist das Gebet. Ich weiß nicht, wie es dir mit dem Beten geht. Ich selbst schaffte es manchmal nicht einmal, ein Vaterunser durchgängig zu beten. Irgendwie vergaß ich zwischendrin, wo ich war. Immer wenn ich begann, fingen meine Gedanken sofort begeistert an, auf Wanderschaft zu gehen. Was ist heute noch zu tun? Ist die Herdplatte noch an? Ich wollte doch noch dringend Batterien einkaufen. Ich sollte mir unbedingt mal wieder die Fingernägel schneiden. Solche oder ähnliche Dinge beschäftigten mich während meiner Gebetszeit. Es fiel mir wirklich schwer, bei der Sache zu bleiben. 

Manchmal betete ich für jemanden und erinnerte mich dabei an eine Situation, in der ich mich über die Person sehr geärgert hatte. Blumig malte ich mir aus, was ich ihr eigentlich schon immer hatte sagen wollen. Manchmal bekam ich sogar Gewaltphantasien. Nicht sehr christlich … 

So ging es mir. Ich hätte es gerne anders gehabt. Meine Stille vor Gott führte entweder zu einem Gedankenkarussell, oder ich nickte einfach ein. Wirklich! Ich bin schlichtweg eingepennt … Eigentlich kann ich mich sehr gut fokussieren. Nur beim freien Beten fiel es mir schwer. Und selbst heute bin ich nicht ganz frei davon. 

Trotzdem war mir klar: Das Gebet ist meine letzte Möglichkeit. Alles andere menschliche „Machen“ änderte nicht wirklich nachhaltig etwas. In einem Buch fand ich ein vorformuliertes Gebet für den Ehepartner. Das las ich laut in meinem Kämmerchen. Es half mir, bei der Sache zu bleiben. Dann fing ich an, ungeliebte Menschen zu segnen – vor allem diejenigen, bei denen ich Gewaltphantasien hatte. Daraus wurde manchmal schon ein längeres Gebet. Es kam einiges zusammen. 

So gelang es mir Stück für Stück, regelmäßig und länger zu beten. Für die plötzlich auftauchenden Gedanken und Einkaufs- bzw. Organisationspunkte legte ich einen Zettel mit Stift bereit. Immer, wenn mir etwas in den Sinn kam, schrieb ich es auf. Auch das half mir, bei der Sache zu bleiben.  

Irgendwie wurde das vorformulierte Gebet mit der Zeit etwas monoton. Ich dachte mir: Vielleicht gibt es ein Buch für Männer, die für ihre Frauen, ihre Familien und sich selbst beten wollen. Bei meiner Recherche fand ich aber nichts Geeignetes, nur ein Buch mit etwas skurrilen Männergebeten; und Anselm Grün ist auch nicht der ausgewiesene Fachmann im Gebet für Ehe und Familie – woher auch. 

Dann stieß ich auf ein Buch von Stormie Omartian: „Mein Gebet macht uns stark. Wenn Frauen für ihre Männer beten.“ Ich fand nichts Vergleichbares für Männer. Gewagte These: Vielleicht liegt es daran, dass nicht so viele Männer regelmäßig für ihre Frauen und Familien beten!? Der Markt scheint jedenfalls nicht so groß zu sein. Ich dachte mir: Sei´s drum. Bin zwar ein Mann – aber vielleicht kann ich trotzdem einen Nutzen daraus ziehen.

Ich bin Stormie Omartian sehr dankbar für dieses Buch. Es gibt darin zu verschiedenen Lebensbereichen eine Einführung und ein vorformuliertes Gebet. Klar, ich musste einiges umformulieren. Das war manchmal holprig; und wenn ich nicht aufpasste, betete ich doch für „meinen Mann“, anstatt für meine Frau, weil mein Hirn nicht schnell genug umschaltete. Das war manchmal skurril – aber auch irgendwie witzig. Gott hat Humor! 

Die ausformulierten Gebete und die erläuternden Texte halfen mir sehr gut, dranzubleiben. Ich habe dann die Fastenzeit genutzt, um mir morgens eine Stunde Zeit für ein Kapitel zu nehmen. 40 Tage werde ich wohl schaffen, dachte ich mir. Außerdem verzichtete ich auf Süßigkeiten. Fasten, so heißt es in der einschlägigen Literatur, soll Gebete verstärken. Mehr Power ist immer gut. 

Da meine Kinder um sechs Uhr aufstehen, musste ich also rein rechnerisch um fünf raus. Das war wirklich hart! Ich bin alles andere als ein Frühaufsteher. Mein Ehrgeiz trieb mich aber an, bis zum Ende der Fastenzeit durchzuhalten. Und es funktionierte wirklich. Der Heilige Geist war mein Wecker. Ich wachte tatsächlich jeden Tag gegen fünf Uhr auf – ganz ohne technische Hilfsmittel. 

Nur sehr selten fühlte ich mich wirklich frisch. Jeden Tag galt es, mich neu zu entscheiden, ob ich mich aufraffe oder im warmen, kuscheligen Bett bleibe – der Inbegriff der Versuchung. Das war oft ein harter Kampf! Fast jeden Morgen musste ich meinen inneren Schweinehund überwinden. Manchmal schlief ich auch wieder ein und startete dann erst 20 Minuten später. 

An Wochenenden konnte ich zwei Stunden länger schlafen. Oft setzte ich mich auf die Terrasse, eingepackt in eine dicke Decke. Das machte mich wach. Es ist wunderbar erfrischend, den kommenden Tag mit Gott zu starten. Auf der Terrasse morgens um viertel nach fünf schläfst du beim Beten nicht ein, das versichere ich dir!  

Es tat mir gut, die Gebete laut zu lesen. Das gelang mir teilweise sehr leidenschaftlich. Zwischendurch betete ich immer mal wieder frei, je nachdem, wer oder was mir in den Sinn kam. Wenn meine Gedanken abschweiften, habe ich wieder ein Gebet vorgelesen und die aufkommenden Tagesorganisationspunkte notiert. Dadurch wurde es mir möglich, problemlos eine Stunde lang allein zu beten, was mir vorher fast nie gelungen war. An Wochenenden konnten daraus auch durchaus zwei Stunden werden, je nachdem, wann der Rest des Hauses wach wurde. 

Es war und ist für mich wichtig, diese Zeit in aller Ruhe zu verbringen. Allein! Gebet ist etwas Intimes. Am besten ist es, wenn alle noch schlafen. Sobald Leben ins Haus kommt, fällt es mir wesentlich schwerer dranzubleiben. 

Mein Notizzettel füllte sich im Laufe der Zeit immer weniger mit To-Dos und immer mehr mit Eingebungen, Blitzgedanken, Bibelstellen und Worten für andere Menschen oder für meine Situation. Jesus nutzt eine stabile Verbindung, um mit dir zu kommunizieren. Es passiert einfach. Du musst dich nicht anstrengen oder irgendetwas erzwingen. 

Wenn man etwas länger als 21 Tage macht, wird es zur Routine, habe ich mal gelesen. In meinem Fall stimmt das. Nachdem ich die 40 Tage durchgezogen hatte, machte ich einfach weiter. Es funktioniert bis heute. Und mir fehlt etwas, wenn ich es mal nicht schaffe. Für mich ist es nicht das Gleiche, wenn ich es erst abends nachhole. Auch gut – aber bei weitem nicht so inspirierend und erfrischend. 

Den Tag mit Gott zu starten, ist wie eine geistliche Dusche für mich. Es reinigt und belebt ungemein. Er kommuniziert dabei auf vielfältige Weise und sehr intensiv mit mir – nach dem Motto: Endlich nimmt er sich Zeit für mich. Ich wollte ihm schon immer soviel sagen. Mittlerweile sind hunderte Stunden Gebet zusammengekommen, und das hatte große und ungeahnte Auswirkungen auf mein Leben. Wahrscheinlich habe ich seitdem in Summe schon mehr gebetet, als in meinem ganzen Leben davor. 

Ich möchte dich ermutigen, dir 40 Tage vorzunehmen, um jeden Morgen mindestens eine halbe Stunde ungestört zu beten und in Gottes Wort zu lesen. Mache daraus ein Ritual – eine Gewohnheit. Experimentiere damit, was dir hilft, länger zu beten. Vielleicht kannst du problemlos frei beten. Möglicherweise helfen dir Fotos von Menschen, für die du beten möchtest. Oder du bist der Listentyp und schreibst dir Gebetsanliegen einfach auf und hakst sie ab. Du kannst mit Post-its arbeiten oder jeden Tag einen Schwerpunkt setzen (z.B. Montag für die Schwiegermutter). 

Mir selbst waren die vorformulierten Gebete von Stormie Omartian eine große Hilfe. Auf www.powerconnection.de wirst du mit der Zeit auch Männergebete finden, die du laut lesen und beten kannst. Vielleicht passen sie ja für dich und deine Situation. Finde deinen Weg. Sei kreativ und probiere aus. Aber bitte fang an! Nimm es dir fest vor. Wenn du es wirklich willst, schaffst du es. Es wird dein Leben verändern!