Männermutmacher

Männermutmacher

„Ich bin viele Irrwege gegangen, bis ich in Bedrängnis geriet und schließlich umkehren musste. Daher will ich mich jetzt nach deinem Willen richten.“
Psalm 119,67 HFA

Bist du ein Power-Mann? Mit Power-Anzug, Power-Schuhen, Power-Aftershave, Power-Unterhose in Rot und Power-Krawatte? Ich war so einer. Es gab tatsächlich Zeiten in meinem Leben, in denen ich mir einbildete, ich könne alles schaffen, wenn ich es wirklich wollte und hart daran arbeitete.

Das nennt man landläufig Stolz. Ein Kennzeichen von Stolz ist die Abwesenheit von Demut. Demut wiederum wird einem von Gott gelehrt. So war es jedenfalls bei mir. Klar, ich war mit Gott unterwegs; habe immer wieder gebetet und versucht, ihn bei wichtigen Entscheidungen einzubeziehen. Im Kern ist Jesus jedoch eher mir hinterhergelaufen, als dass ich wirklich ihm konsequent nachgefolgt bin. 

Ein bevorzugtes Erziehungsmittel Gottes sind Krisen. Um sich weiterzuentwickeln, brauchen viele Männer offenbar diese Notsituationen. Wir haben eine gewisse Veränderungsresistenz und großes Beharrungsvermögen – wie ein gestrandeter Wal. Wir fühlen uns in unserer schöngeredeten Komfortzone pudelwohl. Wir sind Meister der Verdrängung. Wenigsten war das bei mir der Fall. 

Ich will dir jetzt nicht irgendwelchen Humbug erzählen wie „Umarme deine Krise“ oder gar von dir erwarten, dass du dankbar für die bescheidene Situation sein solltest, in der du gerade steckst. Nein – seien wir mal ehrlich – Krisen sind beschissen! Mir fällt keine bessere Beschreibung ein. Keiner ist versessen darauf, sie zu erleben. Niemand will mit schwierigen Situationen und unangenehmen Gefühlen konfrontiert werden. Ich möchte dir aber Mut machen, die Chance in deiner Krise zu entdecken … sozusagen deinen persönlichen Goldklumpen im Misthaufen zu finden. 

Krisen sind der Ausgangspunkt für Wunder und für nachhaltige Veränderung. Die Grundlage für Wunder ist, das man vorher in Not war. Seelen, Körper, Beziehungen und Finanzen, die gesund sind, brauchen keine Wunder; die Kranken, Schwachen und Verzweifelten schon. Also, ich verspreche dir, wenn du gerade mitten in einer fetten Krise steckst, Gott hat dein ganz persönliches Wunder für dich parat – was sage ich – weit mehr als eines. Oft nicht so, wie und wann wir uns das ausmalen oder an dem Punkt, wo wir es eigentlich erwarten. Aber im Endeffekt immer besser, als wir uns das jemals hätten vorstellen können. Gott ist unendlich viel größer als unsere Vorstellungskraft (vgl. Epheser 3,20). 

Ich weiß, wovon ich rede. In den letzten Jahren haben mich mehrere Krisen ganz schön umgehauen. Von wegen: hinfallen, aufstehen, Krönchen richten und weiterlaufen. Realistischer ist, auf die Schnauze fallen und weiterkriechen und irgendwie funktionieren. 

  • Angefangen hat es mit dem Burnout meiner Frau. Das warf unsere Ehe und Familie völlig aus der Bahn. Nichts war wie vorher, die eingebildete gute alte Zeit endgültig vorbei. Die wichtigste Säule in meinem Leben war eingebrochen. 
  • Eine meiner Töchter hatte eine sehr schwere Phase in der Schule. Jugendliche können wirklich grausam zueinander sein. Ich war mit ihren vorpubertären Verzweiflungsausbrüchen völlig überfordert. Zu diesem Zeitpunkt war ich ihre einzige Vertrauensperson. Ich fühlte mich so allein und hilflos. 
  • Hinzu kam, dass sich meine nicht ganz optimalen Blutwerte verschlechterten. Eine Odyssee von Facharztbesuchen, Untersuchungen und frühmorgendlichen Blutabnahmen begann. Medikamente mit beunruhigenden Nebenwirkungen wurden getestet. 
  • Durch fragwürdige Umstrukturierungen wurde das, was ich in den letzten Jahren beruflich mit viel Herzblut aufgebaut hatte, schnell mal über Bord geworfen. Mir wurde die tragfähige Vision genommen, die mir Sinn gab, mich motivierte und Energie lieferte. Meine Perspektive war, das letzte Drittel meines Berufslebens als Söldner vor mich hin zu vegetieren. Gut bezahlt – aber innerlich hohl und leer.

Jackpot: Alles kam zusammen. Krise in der Ehe, in der Familie, in der Gesundheit und im Berufsleben. Was will man mehr? Das hat mich innerlich wirklich umgehauen. Meine Seele kroch auf allen Vieren. Klar habe ich nach außen weiterhin prächtig funktioniert – als Ehemann, Vater und Chef – war immer noch Stütze und Halt für andere. Nur wenigen Menschen offenbarte ich mich. Innerlich war ich haltlos, ziellos und hoffnungslos. Ich begann, Dinge zu verändern, habe hart an mir gearbeitet, mich weiterentwickelt und vieles gelernt. Manches hat sich auch verbessert. Doch mit jedem gelösten Problem erschienen mindestens zwei neue. Obwohl ich mich mächtig ins Zeug legte, Wunder konnte ich nicht vollbringen. Keine Hoffnung in Sicht. Nicht einmal fern am Horizont. 

Ich war genau da, wo Gott mich haben wollte: auf meinen Knien und betend. Letztendlich soll uns unser vorprogrammiertes Scheitern genau dorthin bringen – damit das Gleichgewicht der Schöpfung wieder geradegerückt und unser Ego auf die richtige Größe zurechtgestutzt wird. Durch unseren Kniefall vor Gott finden wir Frieden und entfalten unsere gottgegebene Bestimmung, die er in unseren Talenten, Stärken und Leidenschaften angelegt und vorbereitet hat. Wir besinnen uns auf den für uns vorgesehenen Segensweg. Gott will uns nicht demütigen, dafür liebt er uns zu sehr. Er will uns aber Demut lehren, damit wir Ehrfurcht vor ihm lernen. Auf dieser Ehrfurcht liegt unglaublich viel Segen. Lies selbst mal in der Bibel nach.

Vielleicht denkst du dir jetzt: Wie blöd ist der eigentlich? Gebet ist doch das Erste, woran man als Christ denkt. Stimmt, so sollte es sein! Natürlich habe ich auch vorher schon gebetet und andere darum gebeten, dies ebenfalls für mich zu tun. In der irrigen Meinung, je mehr Leute für mich beteten, desto erfolgversprechender sei es. Das war alles sehr tröstlich und hilfreich. Die richtige Veränderung kam aber erst, als ich meine eigene Haltung veränderte und anfing, wieder eine lebendige und tragfähige Beziehung zu Jesus aufzubauen. Ich hörte auf zu glauben, dass ich das alles allein schaffe, und begann darauf zu vertrauen, dass Gott alles schaffen kann. Der entscheidende und alles verändernde Bibelvers war und ist für mich Johannes 15,5 (HFA): 

Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, der trägt viel Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten.

Die Verbindung zu Jesus ist der Schlüssel. Viele Jahre war ich auf dem Holzweg, meine eigene Energie ins Fruchtbringen zu investieren. Darin war ich gut. Darin sind wir Männer gut. Wir erreichen Ziele. Wir feiern Erfolge. Wir liefern und verlieren dabei zuerst den Kontakt zu Jesus und dann zu uns selbst. Irgendwann funktionieren wir nur noch. Die Verbindung zu Jesus ist verkümmert und wir pflegen meist nur noch geistliche Routinen und Gewohnheiten.

Ich durfte lernen, dass sich alles verändert, wenn ich meine verbliebene Restenergie in die Belebung der Beziehung zu Jesus stecke – dem wahren Weinstock – alles, was mir noch zur Verfügung stand. Erst durch diese vorbehaltlose Investition wendeten sich die Dinge nachhaltig zum Guten. Ich habe verstanden, dies zu meiner Toppriorität zu machen, denn die Verbindung zu Jesus ist kein Selbstläufer. Wie jede anderen Beziehung auch, muss sie gepflegt werden. Das erfordert Zeit und Ruhe. Es muss exklusiver Raum dafür geschaffen werden. Ein „Vater-Unser-to-go“ ist zu wenig, um dauerhaft tragfähig zu sein. Der sonntägliche Gottesdienst alleine reicht leider auch nicht aus, sorry. 

Du brauchst deine ganz persönliche Zeit mit Jesus. Jeden Tag. Für mich ist es mittlerweile wie eine geistliche Erfrischungsdusche am Morgen geworden. Keine moralische Pflichtübung, wie wir es vielleicht einmal gelernt haben. Es ist eine pure Lebensnotwendigkeit. Jesus verspricht uns, dass er dann auch in uns bleibt. Wenn nicht, verdorren wir. Zuerst geistlich und dann auch in unserem Leben. Ohne ihn können wir nichts ausrichten. Nur durch eine starke Verbindung mit Jesus – eine Power-Connection – sind wir mit der Quelle des lebendigen Wassers verbunden. Das Fruchtbringen wird dann einfach geschenkt, ganz nebenbei.  

Falls du mitten in einer Krise steckst, wenn es dir geht wie in Psalm 69 beschrieben und dir das Wasser bis zum Hals steht, begib dich auf deine Knie (oder raffe dich mit letzter Kraft vom Boden auf deine Knie hoch) und fang an zu beten. Mach es auch, wenn es dir eigentlich ganz gut geht. Dann kannst du dir möglicherweise einiges ersparen. 

Bete jeden Tag, so oft es dir möglich ist. Das kannst du nicht delegieren. Auch nicht an deine Frau. Werde zum Beter. Jeder kann und muss ein Beter werden. Lass dir nichts anderes einreden! Beginne, darauf zu hören, was Gott dir zu sagen hat, und mach es dann auch. Lies so oft es geht in seinem Wort. Und tue alles, was in deiner Macht steht, um die Verbindung zu Jesus zu beleben, aufrechtzuerhalten und zu verstärken. Dann wirst du alles erleben, was auch ich erleben durfte: Trost, Hoffnung, Annahme, Identität, Frieden und natürlich kleine und große Wunder. Es ist ein Prozess, der sich beständig als Segen für dich, deine Familie und dein Umfeld entfaltet.

Einige Bereiche meines Lebens haben sich seither prächtig entwickelt. Weit besser, als ich mir das hätte jemals vorstellen können. Andere Bereiche sind noch eine ordentliche Baustelle. Trotzdem durfte ich auch dort innere Heilung und Frieden erleben. Und alles nur, weil ich mich auf die Verbindung zu Jesus fokussierte. Ich habe mich auf das Abenteuer Nachfolge eingelassen, und mein Leben ist spannender und aufregender denn je geworden. Das wünsche ich auch dir von Herzen! 

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